Donnerstag, 6. September 2007
Crypto-Bedrohung
Auf der anderen Seite muß man eigentlich beinahe schon dankbar dafür sein, wenn Kriminelle und solche, die es werden wollen, mittels Codesprache ("Der Goldhamster kratzt sich dreimal am Beutel") und toter Briefkästen in Kontakt bleiben und ihre Pläne einfach so auf die Festplatte legen.

Man stelle sich vor, es würde eine kriminelle Vereinigung ausgehoben, die etwas kreativer gewesen wäre und intensiv mit Verschlüsselung gearbeitet hätte. Alle Daten würden nur in verschlüsselter Form sichergestellt und solange die Verdächtigen schwiegen, würde niemand dahinter kommen, was sie sich gegenseitig in ihren Mails zu sagen hatten. Am Ende müßte man sie womöglich aus Mangel an Beweisen laufen lassen.

Die Bundesregierung würde in Rekordzeit versuchen, die Menschheit ins finstere Internet-Mittelalter der 1990er zu katapultieren und das Verschlüsseln von E-Mails ohne oder auch mit Hintertür mal eben zu verbieten. Mit Verschlüsselungsverboten hat man in Deutschland bisher keine Erfahrung, könnte also ganz unbefangen an die Sache herangehen und in der selben Weise weiterhin wie ein besoffener Hooligan um sich prügeln, wie das der Schäuble im Moment eh schon tut.

Die braven Bürger würden brav mit dem Kopf nicken und brav auf jene zeigen, die eben nicht bereit sind, brav damit zu leben, daß Internet-Mail weniger vertraulich als jede Postkarte sein soll. Es sind und bleiben eben immer die anderen, die scheinbar nicht so brav sind was zu verbergen haben.

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Schweinefleischislamismus
Nach der Schäuble-Großpleite vom Wochenende wird postwendend ein vereitelter "Beinahe-Terroranschlag" aus dem Hut gezaubert und sich kräftig auf die Schultern geklopft.

Daß die zu allem entschlossenen Mitglieder dieser Terrorzelle nicht in der Lage waren, ihre Kommunikation vor der Polizei geheimzuhalten und scheinbar nichts darauf hindeutet, daß sie aus ihrer Rohchemie auch tatsächlich bombenfähiges Material hätten brauen können, hält die Behörden nicht davon ab, zu verkünden, daß "ein Anschlag unmittelbar bevorstand", und es bis dahin "nur eine Frage der Zeit" gewesen sei. Wie das beides zusammenpassen soll, erklärt uns leider niemand. Aber wir nehmen mal zugunsten von BKA & Co. an, daß es keine Unschuldigen getroffen hat und sehen über die haarigen Triumphreden hinweg.

Stutzig machte mich heute im Spiegel-Artikel Gotteskrieger an der Heimatfront die Analyse des Experten Fuad Hussein hinsichtlich dessen, was die vielen zum Islam übergetretenen Deutschen noch alles in Petto haben könnten:

"Es gibt heute schon Konvertiten, die ihre Konversion nicht mehr öffentlich machen, um getarnt zu sein. [...] Sie essen Schweinefleisch, sie gehen in Kirchen, sie haben Freundinnen. Niemand weiß, wer sie sind, bis sie zuschlagen."

Noch sind den Sicherheitsbehörden solche Fälle nicht untergekommen - aber ausgeschlossen wird nichts mehr.


Dieses düstere Szenario läuft dann wohl darauf hinaus, daß man sich in Zukunft schon verdächtig macht, wenn man nur Interesse für den Islam oder arabische Kultur zeigt oder vielleicht öfter mal zur Falafelbude geht.

Vor einigen Jahren waren europäische Sicherheitsbehörden noch schockiert, als eine belgische Konvertitin sich im Irak im Namen al-Qaidas in die Luft sprengte. Heute versucht man schon, Profile für solche Konvertiten-Typen zu entwickeln. Die Spirale dreht sich schnell.

Konsequenterweise dreht sich damit auch die Schnüffelspirale immer schneller. Plötzlich wird es eben doch interessant, wer bei Amazon Bücher über den Islam bestellt hat, obwohl er einen deutschen Namen hat. Und wer bei der Volkshochschule Arabisch belegt, wird das möglicherweise tun, weil er sich besser mit dem Koran beschäftigen können will.

Das alles führt zu einem Klima, in dem sich normale Bürger jeden ihrer Schritte überlegen müssen, weil sie Angst davor haben, unter einen diffusen Terrorverdacht zu geraten. Die Angst vor den Terroristen wird durch eine allgegenwärtige Angst vor dem Staat ersetzt.

Was für eine Form von Sicherheitsgewinn das dann aber aus Sicht des Endanwenders bringen soll, muß mir erstmal jemand erklären.

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