Samstag, 8. September 2007
Bevor es zu spät ist.
Mit Nachdruck sprach sich BKA-Chef Ziercke erneut für das Mittel der Online-Durchsuchung zur Terrorismus-Bekämpfung aus. Laut IMK-Teilnehmern sagte er: "Wir brauchen die technischen Möglichkeiten dafür so schnell wie möglich, weil die aktuelle Gefährdungslage noch ganz konkret ist." Dieses Jahr hätten es die Ermittler noch ohne die Online-Razzien geschafft, 2008 werde man dieses Glück nicht mehr haben. (SpOn)

Erinnert mich von der Argumentationsweise ein wenig an meinen Autoverkäufer, der mir im Sommer von der in wenigen Wochen drohenden Preiserhöhung erzählte, die sich durch schnelles Unterschreiben eines Kaufvertrags vermeiden ließe. Nur mit dem Unterschied, daß ich dem Autoverkäufer mehr vertraue als dem Chef des BKA.

Man muß sich diese ganze Aussage mal ganz genau anschauen: Die technischen Möglichkeiten werden benötigt. Dabei hat mittlerweile jeder verstanden, daß die Technik vorhanden ist und genutzt wird und "nur" der gesetzliche Rahmen dafür fehlt. Diese Möglichkeiten werden schnellstens benötigt, weil die Gefährdungslage im Moment noch sehr "konkret" ist. Demnächst ist sie das also nicht mehr. Ich lese somit effektiv die Aussage: "Das Ding muß jetzt durchgezogen werden, solange unser Fahndungserfolg ganz heiß ist. Nächstes Jahr kommen wir damit sonst vielleicht nicht mehr durch."

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Fruchtbare Jugend
"Ich habe Angst."
(IRC-Teilnehmer nach der Festnahme einer islamistischen Terrorzelle in Deutschland.)

Und zwar nicht vor der politischen Entwicklung in Deutschland, sondern vor den Terroristen und vor der Rache der Amerikaner, weil es in Deutschland Terroristen gibt.

Mein Vater, der den zweiten Weltkrieg als Jugendlicher erlebt hatte, sagte immer, es müßte mehr RAF-Terror geben. Politiker und Manager müßten jede Sekunde um ihr Leben fürchten. Der hatte keine Angst vor Terroristen.

Ich selbst habe meine Jugend mit Atomwaffen vor der Haustür und dem eisernen Vorhang in einer guten Stunde Entfernung verbracht. Ich hatte natürlich keine Angst, aber im Rückblick wird es einem schon Angst und Bange. Mir kommt es allerdings heute manchmal so vor, als seien die Verhältnisse in der Welt damals stabiler gewesen.

Und jetzt die Preisfrage: Was ist mit den jungen Leuten, die heute so um die 20 sind? Die in einem vereinten Deutschland aufgewachsen sind, in dem es keine Selbstschußanlagen mehr gab und der Russe nicht mehr böse war. Die nie mit ansehen mußten, daß es mit der Freiheit auch anders laufen kann, als in ihrer Heimat. Und die im Jahr 2001, in der Blüte ihrer Jugend, plötzlich durch eine Handvoll Terroranschläge aus ihrem Idyll gerissen wurden?

Je gemächlicher ich darüber nachdenke, umso eher scheint mir zu dämmern, daß es viele junge Leute da draußen gibt, die sich nach nichts mehr sehnen als nach Sicherheit. In den 1990ern war ja schließlich alles sicher. Und wer demnächst mal eine Familie gründen will, hat gegen das Versprechen von ein wenig mehr Sicherheit möglicherweise nichts einzuwenden.

Das sind die Betonschädel, die nichts zu verbergen haben und mit "Stasi 2.0"-Vergleichen mangels Hintergrund nichts anfangen können. Schwerer als die dürfte kaum jemand zu erreichen sein.

Ich habe Angst. Angst davor, immer mehr der einst unveräußerlichen Grundrechte an das Sicherheitsbedürfnis ignoranter Mitmenschen zu verlieren. Darauf kommt es an, und nicht darauf, daß die gefühlte Wahrscheinlichkeit (die real gleich Null ist), in der U-Bahn in die Luft gesprengt zu werden, um einen Bruchteil reduziert wird.

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